Geschichte der Grafen Fries

Im Jahr 1761 kaufte der Bankier und Industrielle Graf Johann I. von Fries (1719-1785) das Schloss und die Herrschaft Vöslau. Er ließ das Schloss durch den Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg umbauen. Hetzendorf wurde unter der Herrschaft Maria Theresias mit der baukünstlerische Leitung von Schloss Schönbrunn betraut, war u.a. Schöpfer der Gloriette und des Schlosstheaters in Schönbrunn, Direktor an der Architekturschule der Wiener Akademie und Ehrenbürger der Stadt Wien. Noch heute sieht das äußere Gebäude des Schlosses Vöslau so aus, wie es damals von Hetzendorf gestaltet wurde.

Hetzendorf war auch Theatermaler und legte im Auftrag von Graf Johann I. von Fries auch den Schlosspark im damals englischen Stil mit zahlreichen Statuen, Nischen, künstlichen Grotten und gar einem Wasserfall an.

Da Johann I. und sein ältester Sohn Joseph,(1765-1788) Moritz Bruder, früh verstarben, ging das gesamte Fries’sche Vermögen an den erst elfjährigen Moritz I. (1777-1826) über. Das Erbe wurde bis zu Moritz Volljährigkeit in die Hände einer Vormundschaft gelegt. Als Moritz II. sein Erbe antrat, galt er als reichster Mann der Monarchie. Er war Kunstmäzen, Kunstsammler und wie sein Vater Bankier und vermehrte die Fries’sche Kunstsammlung auf mehr als 300 Meisterwerke.

 

Er gehörte zum Freundeskreis von Ludwig van Beethoven, den er auch förderte. Der Komponist widmete Fries die a-Moll-Violinsonate op. 23 (1801), die F-Dur-Violinsonate op. 24 („Frühlingssonate“, 1802) sowie die 7. Symphonie A-Dur op. 92 (1812). Ferner war Fries großzügiger Mäzen Franz Schuberts. Moritz I. war es auch der das Potential des heutigen Thermalbades erkannte, dort eine Badeanstalt eröffnete und die Quelle einfassen ließ. Der übergroße Lebensaufwand und eine massive Geldentwertung auf Grund der Napoleonischen Kriege bewirkten den sukzessiven Niedergang des Bankhauses: Das gesamte Fries’sche Familienvermögen war innerhalb von 25 Jahren weg und das Bankhaus in Konkurs. Graf Moritz I. ging nach Paris, wo er wenige Monate später verstarb.

Der Sohn Moritz II. (1804-1877) Johanns Enkel, verkaufte sämtliche Besitztümer der Familie und trat in den Staatsdienst ein. Während eines in Österreich verbrachten Urlaubes lernte er Flora Freiin von Pereira-Arnstein (1814-1882) kennen. Durch die Heirat mit der reichen Erbin war es ihm möglich das Schloss Vöslau zurück zu kaufen. Flora und Moritz II. widmeten sich dem Ausbau des Kurortes.

Nach dem Tod von Moritz II. erbte sein Sohn August (1841-1918) die Besitztümer, er verkaufte allerdings 1888 die Quellen, Badeanlagen und die Grundstücke mit dem Kurpark bis zur Waldwiese hinauf um den Preis von einer halben Million Gulden an die Gemeinde. 1901 verkaufte August Graf Fries auch das Schloss in Vöslau.

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Schloss und Schlosspark Bad Vöslau

„Im Osten von Unter-Vöslau erhebt sich ein gefälliges Gebäude, es ist das Schloss der früheren Feudalherren von Vöslau, um welches sich in riesiger Ausdehnung ein schöner, schattiger Park mit künstlichen Wasserfällen, Grotten, hübschen lauschigen Plätzen, einem Springbrunnen, seltenen Pflanzen und andern Aug und Herz erfreuenden Anlagen hinzieht. Dieser Park, nur an Donnerstagen dem Publikum zugänglich, bietet Sommergästen eine kleine Abwechslung und wird gerne aufgesucht. An Tischen, welche den Besuchenden zur Verfügung stehen, sitzen Damen mit Handarbeiten oder Lectüre beschäftigt, und geniessen einige schöne Stunden, fern von ihrer alltäglichen häuslichen Umgebung. So ungeniert in einem Parke zu sitzen, in welchem gräfliche und fürstliche Geschlechter lustwandelten, erfüllt manchen mit einem gewissen Stolze, und so sehr man heutzutage gegen privilegierte Klassen spricht und schreibt, ebenso gerne versenkt man sich in Erinnerung und Geschichte von mächtigen Herren, namentlich vergangener Geschlechter.

Ein solcher Park versetzt einen in die Suggestion hell erleuchteter Schlossfenster, hinter welchen bei Tanz und Musik eine auserlesene Gesellschaft sich des Lebens erfreut, während draussen in den dunklen Laubgängen ein Liebespaar, heimlich aus den sie beengenden Räumen davongeschlichen, sich in ahnungsloser Verborgenheit liebt, wie die ersten Menschen im Paradiese. Die Romantik jener Zeit spielte sich auch in den Schlossgärten und Parken ab, von der Aussenwelt durch eine Mauer – die gesellschaftliche Scheidewand musste auch äusserlich sichtbar sein – abgeschlossen. Das Schlossgebäude präsentiert sich hübsch. Es ist ein nach vorne nicht geschlossenes, massives Gebäude mit einem Erdgeschosse, zwei Stockwerken und einem dritten Halbstock, enthält 83 schön eingerichtete Zimmer und einen Uhrthurm, auf welchem aber die Uhr selten geht.

Der östliche Theil des Schlosses hat eine prächtige Altane mit einem grossartigen Speisesaal, welcher früher eine Kapelle –  die Schlosskapelle – war, aber von einem Grafen Johann Fries (unter Kaiser Josef II.), der sich  zur reformierten Kirche bekannte, entweiht, in einen Speisesaal umgewandelt wurde, was er heute noch ist. Die heutige Gestalt erhielt das Schloss im Jahre 1740 durch Herrn Augustin Josef Edlen von Wöber, der auch den Wassergraben ausfüllen liess, welcher das Schloss jahrhundertelang umgab.“

Quelle: Auszug aus „Vöslau in Wort und Bild“ von Wilhelm Geiger (1898), Fotos Stadtmuseum Bad Vöslau