Mandlvilla

Florastraße 1, abgerissen 1992

Infos

1849 erbaut, vermutlich durch Baumeister Florian Reiter
Besitzer: Familie Mandl (1880-1955)

Ludwig Mandl

Die aus Ungarn stammenden Brüder Ludwig und Bernhard Mandl gründeten 1854 in Wien eine Getreidegroßhandlung. Ludwig war jedoch auch im „Börsengeschäft wohlerfahren“. Ebenso interessierte ihn das Munitionsgeschäft. Zusammen mit seinem Bruder Sigmund kaufte er sich 1887 in die k.k. Hof-Metallwaren- und Patronenfabrik in Hirtenberg ein. 90 Jahre lang (bis 1977) leitete die Familie Mandl maßgeblich die Geschicke der Hirtenberger Patronenfabrik.

1864 heiratete Ludwig Irene Markbreiter. Er galt in der Familie Markbreiter und Schnitzler - Arthur Schnitzlers Mutter und Irene Mandl waren Schwestern – als „der reichste Mann in der Familie, ohne es eigentlich merken zu lassen“. Das letzte Mal kam Ludwig Mandl mit seiner Familie im Juni 1893 nach Vöslau. Sechs Monate später starb er nach schwerer Krankheit am 4. Dezember 1893 in Wien. Die 1880 erworbene Villa wurde 1941 arisiert. Viele Mitglieder der Familie Mandl konnten das Land rechtzeitig verlassen, einige jedoch nicht. Sie kamen in Konzentrationslagern ums Leben. Dr. Paul Mandl sowie seine Schwester Irene Frederica Farrar (Feuer) beantragten eine Rückstellung ihres Eigentums, verkauften dieses aber 1955. Letztendlich wurde die, in den letzten Jahren ihres Bestehens immer mehr verfallende Villa 1992 abgerissen. Heute befindet sich auf dem Grundstück „Die Residenz am Kurpark“.

Fritz Mandl

Die „Hirtenberger Patronenfabrik“ wurde nach Ludwigs Tod von seinem Bruder Sigmund und in weiterer Folge von seinem Neffen Alexander, sowie dessen Sohn Fritz geführt.
Fritz Mandl (1900-1977) war eine schillernde Figur, sorgte für Skandale, Gerüchte und geheimnisumwitterte Geschichten. Nach dem Ersten Weltkrieg begann er in der Hirtenberger Patronenfabrik zu arbeiten. Er schloss enge Freundschaft mit Ernst Rüdiger Starhemberg und war 1933 in die „Hirtenberger Waffenaffäre“ (ein groß angelegter Waffenschmuggel von Italien über Österreich nach Ungarn) involviert. 1938 musste er seine Betriebe an die Wilhelm-Gustloff-Stiftung zwangsverkaufen. Er wanderte nach Argenti- nien aus, kehrte 1945 aber wieder nach Österreich zurück. Sein gesamter Besitz wurde ihm rückgestellt. Verheiratet war er in dritter Ehe (1933 bis 1937) mit der Schauspielerin Hedy Lamarr. Sie war jene Schauspielerin, die 1933 mit dem Film „Ekstase“ großes Aufse- hen erregt, weil sie darin nackt auftrat. Sie war aber auch die Erfinderin einer Funksteue- rung für Torpedos (1940). Die weiterentwickelte Version dieser Technik wird heute in der Kommunikationstechnik (zum Beispiel bei Bluetooth) verwendet.