Villa Stransky

Dr. Sigmund Stransky-Straße 10

Infos

1870 erbaut, Architekt Otto Wagner
Besitzer: Philipp Kunewalder (1870-1889), Carl & Anna Diedeck (1889-1915), Dr. Siegmund Stransky & Erben (1917-nach 1960)

Philipp Kunewalder

„Ein geselliger Mittelpunkt in Vöslau waren die Kunewalder. Sie er- bauten die jetzige Villa Stransky. Alle Leute, die musikalisch waren, wurden zu ihnen eingeladen.“ Die genannten Kunewalder waren Philipp (geb. 1805) und seine Frau Josephine, welche sich 1870 die wunderschöne Villa am Hange des Harzberges erbauen ließen - Otto Wagner war der Architekt! 1885 starb Josephine, drei Jahre später Philipp. Beide fanden am Vöslauer Friedhof ihre letzte Ruhestätte (Gruft ist jedoch aufgelassen).

Carl und Anna (Annita) Diedek

Die Villa Kunewalder ging 1889 an Carl Diedek, Miteigentümer und Generaldirektor der „I. Österreichischen Seifensieder-Gewerks- Gesellschaft Apollo“ – ab diesem Zeitpunkt hieß das Haus „Mon Plaisir“.

Diedeks erste Ehefrau Henriette starb 1881 kurz nach der silbernen Hochzeit. Drei Monate später heiratete Carl etwas überstürzt die um

33 Jahre jüngere Anna von Térey, der ein zweifelhafter Ruf nachgesagt wurde. Als 15jährige war sie „bereits am Rande des vollständigen sittlichen Ruins“. „Retter“ war Alexander Térey, der Anna adoptierte. „Eines Tages erblickte ein Herr in vorgerückten Jahren die damals 22jährige Anna. Der ältliche Herr, es war der steinreiche Wiener Fabrikant Carl Diedek, verliebte sich sofort in sie und hielt um ihre Hand an. Anna sagte ohneweiters zu und nach zwei Monaten wurde sie die Gattin Diedeks.“ Die Ehe hielt fast 20 Jahre. 1902 starb Carl 80-jährig in seiner Villa in Vöslau, Anna lebte bis 1913. 1904 hatte sie im Übrigen eine zweite Villa in Vöslau erworben, das heutige Café Post (Haus Annita) Ecke Badnerstraße/Bahnstraße.

Dr. Siegmund Stransky

1917 erwarb Dr. Siegfried Stransky die Villa „Mon Plaisir“, nannte sie jedoch „Villa Stransky“. 1864 in Brünn geboren, war er leitender Direktor der großen „Fanto-Petroleum A.G.“, ein bedeutendes öster- reichisches Mineralölunternehmen. Stransky war aber nicht nur ein erfolgreicher Industriemanager, er hatte auch eine „besonders stark ausgeprägte künstlerische Neigung“. Er studierte Kompositionslehre und Klavier, soll angeblich auch Schüler von Anton Bruckner gewesen sein. Jedes Jahr versammelte Stransky während der Sommermonaten „eine musikalische Elite an Gästen“ in seiner Villa. Mit 73 Jahren promovierte er zum Dr. med als „ältester Medizinstudenten der Welt.“ Er starb am 21. November 1938 in Wien. Verheiratet war er in erster Ehe mit Anna Spitzer (1864-1910), zusammen hatten sie drei Kinder:Ernst, Martha und Elisabeth. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er deren Schwester Esther (gest. 1928). Stranskys Sohn war im Ersten Weltkrieg gefallen, die Villa ging daher 1929 an seine Töchter, nach Elisabeths Tod 1935 an deren Kinder. 1938 machte die menschen- verachtende Enteignung jüdischer Villenbesitzer auch in Vöslau nicht halt; Familie Stransky musste miterleben, wie ihnen ihr Eigentum einfach weggenommen wurde. Martha überlebte nach dem Tod ihres katholischen Ehemannes Dr. Heinrich Schneider 1944 als U-Boot in Wien, Elisabeths Kinder Ernst und Gerta, sowie deren Vater Dr. Gustav Goldner konnten rechtzeitig nach Amerika emigrieren.